Name des Mentees: Pierre

Name des Mentors: Jürgen

Wann und wo habt ihr euch kennengelernt?
Pierre: Das war im Büro am Flachsmarkt in 2017/2018. Ich war an dem Tag mit einem Freund unterwegs und wir waren auf der Suche nach Arbeit. Zufällig sind wir an der Bürgerstiftung vorbeigekommen und Jürgen hat damals gesagt, dass er uns helfen kann. Dann wurde die Patenschaft geschlossen.

Jürgen: Ich war ganz überrascht, als Pierre mit seinem Kollegen zur Bürgerstiftung gekommen ist, weil wir nirgendwo etwas publiziert hatten. Wir haben uns aber direkt gut verstanden und da ist natürlich eine ganze Menge draus geworden.

Was denn zum Beispiel?
Pierre: Ich habe Jürgen gesagt, dass ich eine Wohnung haben möchte und er hat mir dann bei der Suche geholfen. Er hat mich auch unterstützt, an einer Maßnahme zur Berufsorientierung teilzunehmen, hat mich zum Amt begleitet oder wir haben einfach zusammen gefeiert im Fußballverein.

Jürgen: Wir haben Pierre auch bei den Ausbildungen und Praktika begleitet und als er umgeschwenkt ist vom Maler zur Pflege, das war wirklich der absolute GAU. Dann stellte sich aber heraus, dass er in Guinea, seinem Heimatland, schon mit Pflege zu tun hatte. Er hat eben seinen Weg gemacht und ist heute so weit, da kommen manche Deutschen nicht hin. Er hat wirklich so gepowert. Er sprach kein Wort Deutsch. Wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt.

Wo stehst du heute, Pierre?
Pierre: Ich habe die Ausbildung zum Altenpfleger abgeschlossen und mich dann zum Intensivpfleger spezialisiert. Seit drei Monaten bin ich Praxisanleiter für Pflegeberufe. Und ich unterstütze Flüchtlinge, die eine Wohnung, Arbeit oder einen Ausbildungsplatz suchen. Die treffe ich auf dem Fußballplatz, im Gospelchor Querbeet , beim Badminton im Verein DJK Vierlinden..

Jürgen: .. oder in der Muckibude (lacht). Nein, Pierre ist wirklich einer unserer Besten. Er ist immer bei Veranstaltungen der Fußballvereine aus Guinea und Eritrea dabei und ist dort Ansprechpartner für alle, die nur Französisch oder afrikanische Dialekte sprechen. Da weiß ich dann auch: Das macht alles Pierre.

Also bist du heute auch Mentor, Pierre?
Pierre: Ja, genau.

Jürgen: Solche Menschen, die früher mal selber Mentees waren und dann selbst eine Patenschaft übernehmen, die gehen das ganz anders an als ich zum Beispiel. Die haben das alles selbst schon erlebt und erkennen schnell, wo und wie Hilfe benötigt wird.

Habt ihr Pläne für die Zukunft?
Pierre: Ich möchte einen Verein gründen zur Förderung der Bildung von Kindern und Jugendlichen in Guinea. Viele haben dort keine Möglichkeit, die Schule zu besuchen.

Jürgen: Wir unterstützen das natürlich, müssen jetzt eine Satzung schreiben. Ich finde das ganz toll, dass er seinen Leuten im Land helfen möchte. Da haben wir also noch einiges vor uns.

Weitere Informationen unter www.du-bist-willkommen.de und  www.buergerstiftung-duisburg.de/portfolio/du-bist-willkommen/
Text: Lena Guntenhöner

Name des Mentees: Ali

Name des Mentors: Jürgen

Wann und wo habt ihr euch kennengelernt?
Jürgen: Ali hat sich vor vier Jahren selbst bei mir vorgestellt. Meine Telefonnummer hatte er übers Internet bekommen, die stand da in irgendeiner Community, was ich gar nicht wusste. Und dann kam er eines Tages nach Duisburg. Er hatte dort einen Bekannten, der mich zufälligerweise kannte, und plötzlich standen beide bei mir Zuhause. Wir haben ein Patenmatching durchgeführt und dann ging die Hilfe quasi von jetzt auf gleich los.

Wie sah diese Hilfe aus?
Ali: Ich wollte einen Job haben und Jürgen hat ihn für mich gesucht. Weil ich aus dem Irak komme, hatte ich lange nur eine Duldung und keinen Aufenthaltstitel. Jürgen hat deshalb mit der Behörde in Passau gesprochen und seit zwei Monaten habe ich jetzt den Chancenaufenthalt und kann jetzt auch nach Duisburg umziehen.

Jürgen: Ich hatte vor drei Jahren einen Job im Sicherheitsdienst für ihn gefunden. Der war in Duisburg, Ali hatte aber eine Wohnsitzauflage und musste in Passau gemeldet bleiben. Deshalb ist er in Duisburg erstmal bei seiner Schwester untergekommen, musste aber einmal im Monat nach Passau fahren, um sich in seiner Flüchtlingsunterkunft zu melden und Post zu holen. Ich hatte da viel Kontakt mit dem Landratsamt in Passau und jetzt haben sie ihm auch einen anderen Aufenthaltsstatus gegeben, mit dem er umziehen darf. Wir warten nur noch auf den Pass.

Da habt ihr schon einiges zusammen erlebt. Gab es noch andere Herausforderungen, die ihr zu bewältigen hattet?
Jürgen: Ali hat auch familiär sehr viel um die Ohren, weil eine seiner Schwestern wohl abgeschoben werden soll. Er hat auch früh seinen Vater hier in Deutschland verloren und stand dann vor mir und sagte: „Mein Papa ist gestorben. Kannst du jetzt nicht mein Papa sein?“ Da kommen dann schon väterliche Gefühle hoch. Ich habe da aber keine Berührungsängste und habe ihn, wie eigentlich alle meine Mentees, familiär eingegliedert.

Was bedeutet das für dich?
Jürgen: Ali ist eigentlich überall dabei und ich bin ganz stolz darauf, weil er noch sehr jung ist. Er hat jetzt auch eigene Patenschaften, weil er einer ist, der jedem hilft. Und wenn wir im Büro Sprechstunde haben, übersetzt er ins Arabische. Er wohnt auch ganz bei mir in der Nähe und dann treffen wir uns auch mal so in der Freizeit.

Habt ihr gemeinsame weitere Ziele?
Ali: Ich muss erst einmal umziehen und eine Wohnung haben. Und danach mache ich vielleicht Sachkunde.

Jürgen: Das ist eine Prüfung, mit der er die Möglichkeit hätte, eine fünfmonatige Ausbildung zur Sicherheitsfachkraft für Menschen mit Migrationshintergrund zu machen und dann auch vom Verdienst her in eine ganz andere Lohnklasse käme. Ali war da immer so ein bisschen skeptisch, weil es immer hieß: „Ich muss Geld verdienen, die Familie braucht Geld.“ Da habe ich gesagt: „Du musst auch mal ein bisschen an dich denken, an deine Zukunft. Und wenn du genug Geld hast, dann kannst du es ja auch weiterverteilen.“ Er war einverstanden und hat auch schon eine Zusage für diese Ausbildung. Auch das werden wir angehen, wenn er seinen Pass hat.

Weitere Informationen unter www.du-bist-willkommen.de und  www.buergerstiftung-duisburg.de/portfolio/du-bist-willkommen/
Text: Lena Guntenhöner